Die eigene Reithalle – Nur ein Traum?

Seit der Fusion der beiden Vereine bestand beiden Mitgliedern der Wunsch, vor allem bei den aktiven Reitern, eine eigene Reitbahn zu besitzen. Dies löste an den Versammlungen immer wieder rege Diskussionen aus.

Die Beweggründe lagen auf der Hand. Einerseits war es mit Umtrieben verbunden, für das Bahnreiten geeignete Reithallen zu finden und sich überdies auf die Benützungsvorschriften zu einigen und andererseits standen die meisten zu weit weg. In den besseren Fällen konnten die Reithallen in Wallisellen, Kloten oder an der Gessnerallee in Zürich benutzt werden, in den schlechteren Fällen, diejenigen in Dielsdorf und in Dietikon, wodurch im zweiten Fall fast unzumutbare Hin- und Heimritte in Kauf genommen werden mussten. Pferdetransporter waren damals noch keineswegs üblich.

Die Situation verschärfte sich jährlich, da immer mehr Militärhallen geschlossen wurden und das Gelände zusehends pferdeunfreundlicher wurde.

Erste konkrete Pläne entstanden 1957, als die Quartalsversammlung des KVS0e vom 6. August beschloss, in Rümlang, auf dem Land von Johann Gassmann, einen Reithallen-Neubau zu planen und dafür eine Interessengemeinschaft zu bilden. Doch dieses Projekt zog sich über lange Jahre hin, bis nach vielem Hin und Her an der Quartalsversammlung vom 23. Juni 1961 befunden wurde, dass der an den Kanton zu entrichtende Pachtzins pro Jahr zu hoch sei.

Ausserdem wurde dem KVS0e ein Landstück beim gedeckten Brüggli in Rümlang zur Verfügung gestellt. Doch auch hier wären die Kosten für den Verein zu hoch geworden, war doch dieses Land in keiner Weise erschlossen, und zudem für das beabsichtigte Bauvorhaben zu klein. Die Versammlung beschloss daher, dass von Neuem nach einem geeigneteren Grundstück Ausschau gehalten werden soll. Weitere Rückschläge folgten. Immer wieder standen neue Parzellen zur Diskussion, welche jedoch nach genauerer Begutachtung wieder verworfen werden mussten.

An der Generalversammlung 1962 war dann die Ernüchterung so gross, dass von Alfred Baumberger sogar ein Antrag zur Aufgabe der Reitbahnangelegenheit gestellt wurde, mit der Begründung, dass der KVS0e heute oder in nächster Zeit kaum in der Lage sein werde, einen solchen Bau in Angriff zu nehmen. Der Antrag zur endgültigen Aufhebung dieses Geschäftes wurde mit 28 zu 2 Stimmen angenommen.

Doch das Jahr 1962 sollte nicht das Jahr der enttäuschten Wünsche bleiben. An der Dübendorfer Jagd des selben Jahres kam zur Rede, dass die Reithalle von Frau Dr. E. Nussbaum (auf dem Gelände des heutigen Glattzentrums), die bereits vom KVS0e benutzt wurde, verkauft und der Reitbetrieb aufgelöst werden sollte. Der Vorstand nahm daraufhin sofort mit Frau Dr. Nussbaum Verbindung auf und meldete sein Interesse an der Reithalle.

Nach langem Hin und Her und nach beinahe endlosen Besprechungen musste sich der Vorstand plötzlich innert 24 Stunden entschliessen, ob der Kavallerieverein die Halle für Fr. 67’000.– kaufen wollte, ansonsten das Kaufobjekt an einen anderen Interessenten ginge. Der Präsident Hermann Güttinger lud sofort zu einer erweiterten Vorstandssitzung ein. Zusätzlich zum Vorstand wurden 12 Mitglieder eingeladen, von denen 8 zur Sitzung erschienen. Es gelang dem Präsidenten, im Kreise der Anwesenden die Kaufsumme zusammenzubringen. Es war auch ein Mitglied bereit, die Reithalle zu übernehmen, falls der KVS0e von diesem Geschäft nichts wissen wollte. Die Finanzierung wurde folgendermassen beschlossen:

KVS0e aus Vereinskasse Fr. 15’000.–
Anwesende Gönner Fr. 55’000.–

 

Nach diesem Beschluss und weiteren Verhandlungen mit Frau Dr. Nussbaum erfuhren sie jedoch, dass zugunsten des Reitlehrers Herrn E. Kastner ein Vorkaufsrecht bestand. Wieder gab es lange Unterredungen bis zum Abschluss des Kaufvertrages. Mit dem unterzeichneten Vertrag konnte die Verkäuferin Herrn E. Kastner eine Frist setzen, innerhalb weicher er das Vorkaufsrecht geltend machen konnte. E. Kastner verzichtete darauf, und am
12. Dezember 1962 kam der Kauf zustande.

Am 11. Januar 1963, anlässlich der ausserordentlichen Generalversammlung, wurde dem Kaufvertrag ohne Gegenstimme zugestimmt. Somit war nun der Verein im Besitze einer Reithalle mit Reitschulbetrieb in Wallisellen. Zur Finanzierung wurde ein Kredit von Fr. 15’000.-genehmigt. Um den Vorschuss der grosszügigen Mitglieder wiederabzulösen, sollte dieser Geldbetrag mit Anteilscheinen gedeckt werden. Dazu musste zuerst ein Reitbahnverein gegründet werden, welcher mit dem KVS0e gekoppelt werden sollte. Die Mitglieder wurden nun vor ein weiteres Problem gestellt, indem beschlossen werden musste, was mit den gekauften 12 Pferden und dem Sattelzeug geschehen sollte. Schliesslich einigte man sich darauf, die Pferde zusammen mit dem Sattelzeug, welches zuvor von den Vereinsmitgliedern geputzt werden musste, zu verkaufen.

Anlässlich der Generalversammlung 1963 wurde der Reitbahnverein mit folgenden Vorstandsmitgliedern gegründet.

Präsident Kunz Ernst, sen.
Aktuar Dübendorfer Karl
Kassier Bosshard Jakob

 

Der Vorstand musste sich nun nach einem geeigneten Stück Land umschauen, da die Halle nur noch einige Jahre an ihrem angestammten
Platz bleiben konnte.

An der ausserordentlichen Generalversammlung 1966 beschloss die Versammlung mit 36 zu 1 Stimme von drei vorgeschlagenen Grundstücken, das Projekt im Auholz auf dem Land von Ulrich Rathgeb in Wallisellen, zu wählen. Somit würden die zwei Vertreter des KVS0e im Vorstand des Reitbahnvereins für das Projekt im Auholz stimmen.

1967, nachdem der KVS0e die Baubewilligung der Gemeinde Wallisellen erhielt, wurden weitere Schritte eingeleitet. Da Befürchtungen bezüglich Schäden beim Umzuges der alten Reitbahn bestanden, wurde beschlossen, die alte Reitbahn zu verkaufen und stattdessen eine neue zu bauen, was auf die Erschliessungskosten keinen Einfluss hatte.

Somit wurde auf das für die Dauer von 35 Jahren gepachtete Land die neue Reithalle für Fr. 100’000.— gebaut und die alte Reitbahn für Fr. 45’000.– an den Kavallerieverein Brugg verkauft. Neben diesem Betrag kam zur Finanzierung noch das Eigenkapital von Fr. 35’000.– vom Verein, Fr. 30’000.– bis Fr. 40’000.– vom Sport-Toto sowie Darlehen von interessierten Pferdeeinstellern.

Nach Erstellung der Halle pachtete die Offiziers Reitgeselischaft (ORG), bis 1976, zusammen mit Willy Bächtold, bis 1989, die Stallungen mit inbegriffener Reithallenbenützung.

Im Sommer 1969 wurde die Reithalle mit einem Sommernachtsfest am Samstag und Reitvorführungen am Sonntag eingeweiht. Ernst
Kunz hielt eine Rückschau über die 50 Jahre Kavallerieverein Seebach-Oerlikon und Umg. seit der Fusion der Vereine Seebach und Oerlikon.

Infolge eines Landabtausches zwischen der Gemeinde Wallisellen und der Stadt Zürich liegt das Gebiet der Reithalle mittlerweilen auf Zürcher Stadtboden.

Inzwischen wurden immer wieder kleine Verbesserungen vorgenommen. So wurde zum Beispiel eine Berieselungsanlage angeschafft, sowie ein gemütliches und bequemes „Stübli“ auf der Tribüne gebaut, das bereits durch einen neuen Boden und neue Fenster renoviert und verschönert wurde.

Seit der Erbauung werden nun jeden Winter Bahnreitkurse und Springkurse durchgeführt. Daneben kann jedes Mitglied die Halle fast nach Belieben mit seinem Pferd benützen.

Abschliessen möchte ich mit einem Zitat von Hermann Güttinger, anlässlich der ausserordentlichen Generalversammlung 1963: „Seit vielen Jahren träumte der Kavallerieverein Seebach-Oerlikon und Umgebung von einer eigenen Reithalle. Dieser Traum ist nun Wirklichkeit geworden.“

An die aktiv reitenden Mitglieder des KVS0e- Lasst uns die Verwirklichung dieses Wunsches geniessen und zur weiteren Erhaltung der Reithalle beitragen!